[Abschnitt 7]
Ich fühlte plötzlich, wie viel von ihrem Bilde in meiner Erinnerung erloschen sei. So lieblich hatte ich sie mir nicht gedacht ...
Der Zeitabstand hat Marxens Zuneigung zu Anne Lene nicht verringert, sie gefällt ihm immer noch. Obwohl er sein Studium jetzt
beendet hat und bei ihr die Verlobung sich aufzulösen scheint, hält er eine Werbung um sie allerdings wohl noch immer nicht für
möglich.
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Sie schien das Ziel ihrer Wanderung erreicht zu haben; denn sie kehrte bei diesen Worten um, und wir gingen mit dem Boten nach
dem Hofe zurück.
Der Spaziergang diente offensichtlich nur dazu, dem Postboten entgegen zu gehen, der 'zweimal in der Woche' mit Briefen aus
der Stadt kommt. Mit anderen Worten: Anne Lene hofft für ihre Verlobung noch auf eine Wende zum Besseren.
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Plötzlich, wie von einem raschen Entschluss getrieben, stand sie auf und legte beide Hände fest um meinen Hals; sie wollte zu
mir sprechen, aber ihre Tränen brachen unaufhaltsam hervor, und so drückte sie den Kopf gegen meine Brust und weinte eine lange Zeit.
Es liegt nahe, Anne Lenes Absage an ihre Verlobung auf die Wiederbegegnung mit Marx zurückzuführen - erst recht, als
sie ihm dann wie für ein Geständnis weinend um den Hals fällt. Besagt dies aber mehr, als dass sie ihm ihren Kummer anvertraut?
Soll es auch eine Art Liebeserklärung sein? Marx fasst es jedenfalls nicht so auf, er lenkt das Gespräch in sachliche Bahnen, und auch
in der nachfolgenden Zeit, in der er 'häufig den Weg nach dem Staatshof ' sucht, kommt es anscheinend zu keiner weiteren Aussprache.