Siebentes Kapitel
Ich kam nun zuerst auf eine große, einsame Heide, auf der es so grau und still war wie im Grabe. Nur hin und her stand ein altes,
verfallenes Gemäuer oder ein trockener, wunderbar gewundener Strauch ...
Die Beschreibung des Weges nach Rom ist deutlich symbolisch angelegt: die Hauptstadt der Christenheit erhebt sich über der Antike.
Dort liegt 'Frau Venus' begraben, die erotische, sinnliche Liebe, an deren Stelle in Gestalt der Peterskirche die keusche christliche Liebe
getreten ist. Eichendorffs Novelle "Das Marmorbild" von 1819 kreist allein um diesen Gegensatz, auch als Abwehr der
Versuchungen, die von 'Frau Venus' immer noch ausgehen.
Wie nahe eine solche symbolische Entgegensetzung von Heidentum und Christentum für Rom damals lag,
zeigt sich an bildlichen Darstellungen aus dieser Zeit, z.B. in einer Zeichnung von Johann Christoph Erhard (1795-1822):
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Joh. Christoph Erhard (1820): Blick auf Rom
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"Das war sie selbst!" rief ich aus, und das Herz schlug mir vor Freude, denn ich erkannte sie gleich an den kleinen,
geschwinden Füßchen wieder.
Dass der Taugenichts die gesuchte Geliebte an den Füßen wiedererkannt haben will, ist natürlich
die pure Ironie und kann nur heißen, dass sie es nicht gewesen ist.