Zehnte Vigilie
"Aber meine besten, wertesten Herren!", sagte der Student Anselmus,
"spüren Sie es denn nicht, dass Sie alle samt und sonders in gläsernen Flaschen
sitzen und sich nicht regen und bewegen, viel weniger umherspazieren können -" -
Da schlugen die Kreuzschüler und die Praktikanten eine helle Lache auf und schrien:
"Der Studiosus ist toll ..."
Dass die Kreuzschüler ihr Eingesperrtsein nicht bemerken, ist einerseits natürlich wieder Ausdruck der doppelten
Perspektive auf das Geschehen: Anselmus, gebunden an seine Traumwelt, nimmt die Realität anders war als diejenigen, die sich
ausschließlich in dieser selbst bewegen. Da das Leben dieser Schüler nur aus gedankenlosen Vergnügungen
besteht, ist der Blick auf sie aber auch kritisch gemeint. Bei ihrer Art zu leben sind sie wie eingesperrt, es fehlt
ihnen an jeder höheren Idee.
Fragwürdig ist allerdings die Rolle, die der Archivarius dabei spielt. Da er die Kreuzschüler bezahlt, scheint
er ihnen ihr reduziertes Dasein geradezu aufzuzwingen, will sie aber doch kaum so auszeichnen, wie er das mit Anselmus vorhat.