Marga Berck


 
  Rom, den 27. März 1894

Liebe einzige Bertha!

... Zwischen diesen dunkeläugigen Italienerinnen komme ich mir sehr häßlich vor, und ich wünsche mir immer schwarze Haare und schwarze Augen, aber da ja daran nichts mehr zu ändern ist, muß ich wenigstens dafür sorgen, daß meine Sommersprossen weggehen. Ich mache hier wieder die Kur, und sie sind wirklich schon fast weg. Neulich las ich mal in einem französischen Buch, daß eine Frau häßlich würde, wenn sie verschmäht wird. Da Dr. Retberg mich nun verschmäht, werde ich also jetzt häßlich. Gottseidank hat meine Figur noch nicht darunter gelitten!

den 14. April

Die Eltern trafen viele Bekannte, darunter sehr viele elegante Leute aus Frankfurt und London. Angesichts dieser Welt entdeckte Mama, daß ich angezogen wäre wie ein Mistkäfer. Sie selbst sieht ja immer so vornehm aus. Aber nun sah sie ein, daß ich aussah, als käme ich aus Gröpelingen. Abends waren beide Eltern furchbar zärtlich zu mir und sagten, es wäre doch so nett, daß Du und ich so wenig Wert auf teure Kleider gelegt hätten. Du hättest ja nun als Braut schon sehr schöne Sachen aus Hannover bekommen, und ich sollte jetzt in Wiesbaden ganz neu ausgesteuert werden! Wir haben wirklich beide wenig an unsere Kleider gedacht, und für Bremen hat es ja noch immer genügt.


 

Marga Berck hieß in Wirklichkeit ...



©Bernd W. Seiler, Januar 2015